Mehr zum Haus mit der Nummer 37
Die Decken ab dem EG sind aus Holzbalken. Als Putzträger sind Spalierlatten von unten angebracht und zwischen den Balken ist eine körnige Asche-Schüttung auf Blindschalung mit einem Nut- und Feder-Dielenbelag.
Leichte Trennwände für WC und Vorratskämmerchen sind aus 6 cm dicken Bimsplatten, die auf der Balkendecke stehen.
Die Kelleraußenwände sind aus etwas festerem Ziegelmauerwerk, was zum Erdreich hin roh belassen worden ist, es hat aber oberhalb des Erdreichs eine waagerechte bituminöse Isolierpappe als aufsteigende Feuchtigkeitssperre.
Es war damals so gewollt, dass die Vorräte, z.B. Kartoffeln, Möhren, Obst usw. kühl, durch Feuchtigkeit und nicht zu trockene Luft, lange lagerfähig waren.
Die Decke über dem Kellergeschoss besteht aus Stahlträgern mit einer mageren Beton-Zwischenfüllung ohne Baustahleinlage, darüber Aschen-Füllung und da drauf Kanthölzer für die Aufnahme des Dielenbodens.
Die gesamte Bauweise ist ökologisch kaum zu überbieten. Die heutigen Baustoffe z.B. Gips (kommt aus Schadstoff-Filteranlagen) oder Lehmputz (der mit Zugabe von Klärschlamm verwendet wird und nach dem Durchtrocknen angeblich nicht mehr stinkt) und auch Stahlbeton sind für das menschliche Wohnen unwürdig und erzeugen physikalische Fallen, die die Planer nicht immer im Griff haben, z.B. dichte Fenster und dann Zwangslüftung.
Bis etwa 1975 gab es noch in vielen Wohnhäusern Fenster mit einer genialen physikalischen Funktion, die bis jetzt auch noch im Treppenhaus der Benderstr. 37 vorhanden ist. Das System ist folgendermaßen: Die relativ hohe Luftfeuchtigkeit eines Raumes, egal aus welchen Gründen, kühlt sich zuerst an den kalten Fensterscheiben ab. Das Wasser kondensiert und fließt an den Scheiben herunter in eine dafür vorgesehene Rinne auf der Fensterbank, und ein meist kleines Bleiröhrchen leitet das Wasser aus der Rinne nach draußen ab.
Die erste Dacheindeckung vor ca. 100 Jahren bestand aus handgeformten Hohlpfannen-Tonziegeln (ohne Falz) mit Strohdocken, damit bei von der Seite kommendem Regen oder auch bei Schneetreiben keine Feuchtigkeit in den Trockenspeicher kam.
Der erste Austausch der Dachziegel war vielleicht um 1950. Diesmal wurde ein dunkel eingefärbter Standard-Ton-Falzziegel eingebaut, der mit Drahtklammern im freien Raum gesichert und zusätzlich ringsum von unten mit festem Mörtel verstrichen wurde.
Bei der großen Dachrenovierung 2011 wurden Heidelberger Dachsteine verwendet.
Natürlich hat dieses Gebäude immer wieder einige zeitgemäße Renovierungen über sich ergehen lassen müssen (z.B. neue Balkons oder die Badezimmer von 1961 sind komplett auf den neuesten Stand gebracht worden).
Es ist aber immer darauf geachtet worden, dass das Haus seine Identität behält und so seine Erbauer gewürdigt werden.
Im Dachgeschoss liegen noch alte Dachziegel als Dokumente.
Fast alle Wohnungseingangstüren und Zimmertüren sind noch im Original erhalten. Im 1. Obergeschoss links gibt es noch Original-Türgriffe mit Holzummantelung (über 100 Jahre alt).
Das Treppenhaus ist unverändert und hat noch seine alten bunten Jugendstil-Fenster mit Bleiverglasung und Beschlägen. Die Struktur-
Tapete an den Seitenwänden ist auch noch im Original und wurde nach dem Krieg von dem Gerresheimer Malermeister Helmut Lessmann an einigen Stellen kunstvoll repariert.
2010 wurde die alte mechanische Treppenhaus-Lichtschaltuhr Elpa von 1930 der Firma Theben nach 80 Jahren ausgetauscht.
In einigen Wohnungen sind heute noch in den Wohnzimmer-Decken Metallrohre mit Verschlusskappen, die ursprünglich für eine Gaslampen-Beleuchtung waren. Neben den Eingangstüren der Wohnungen im Flur ist auf halber Höhe ein Messing-Vierkant sichtbar. Frau Fürstenberger, die Tochter des Erbauers, erzählte, dass hier abends immer die Gasleitung geschlossen wurde.
Im Keller gibt es noch eine alte Holzbrettertüre mit einem Kastenschloss.
Auf dieser Türe steht: LUFTSCHUTZRAUM 29 cbm Inhalt
An der Außenfassade, in einem oberen Feld, sind am 26.10.2011 mit einer Foto-Vision des Ehepaares Düllberg, die Erbauer des Hauses gewürdigt worden. Diese Nano Quarz-Gitter-Technologie ist in Düsseldorf bis jetzt einmalig.
Einer der ersten Mieter des Hauses im Februar 1914 war die Familie Freiburg. 3‑Zimmer-Wohnung im 1. OG links, ca. 54 qm .
In der Küche, ca. 15,50 qm, war ein rechteckiges Ausguss-Becken mit Wasseranschluss. Das Wohnzimmer, ca. 15,50 qm, zur Straße, hat eine profilierte Stuckdecke. Das Schlafzimmer ist zur ruhigen Gartenseite, ca. 16 qm. Das damalige Vorratskämmerchen ist etwa über 2 qm groß.
Das ehemalige Wasserklosett hatte einen hochgehängten Spülkasten und eine Kette mit einem Porzellangriff zum Abziehen und befand sich in einem ca. 1,50 qm kleinen Raum ohne Waschbecken.
Die Miete betrug:
Februar 1914: 32 Mark u. 50 Pfg.
Juli 1921: 48 Mark
Oktober 1922: 91 Mark
Nov. 1922: 194 Mark
Dez. 1922: 491 Mark
Jan. 1923: 1.364 Mark
April 1923: 4.475 Mark
Die Miete einer anderen Wohnung (Waldmüller), gleich groß, betrug:
August 1923: 50.570 Mark
Dez. 1923: 16.222 Milliarden Mark
Januar 1924: 5.113 Billionen Mark
Februar 1924: 9,15 Mark
Januar 1925: 22,57 Mark
Januar 1926: 28,22 Mark
Im Oktober 1961 wurden im Haus das Vorratskämmerchen und der kleine Toilettenraum zu einem Badezimmer mit kleiner Badewanne, WC und Handwaschbecken umgebaut und die Wände zum Teil gefliest.
Bei den Fliesenarbeiten lernte ich (Meinhard Sucker) die Tochter (Edith, 17 Jahre alt) der Mit-Hauseigentümerin Hildegard Fürstenberger kennen. Sie brachte Zigaretten, aber kein Feuer. So musste sie noch einmal kommen und das Feuer bringen.
Und jetzt bin ich mit ihr schon fast 51 Jahre verheiratet!
Meinhard und Edith Sucker